Beschreibung
Das schreibt DIE ZEIT über das Buch:
„Das erste moderne deutsche Parlament stand nicht in Karlsruhe, nicht in Frankfurt, nicht in Bonn und auch nicht in Berlin. Es stand in Mainz. Es ist das Deutschhaus, ein spätbarockes Palais am Rhein, in dem heute der Rheinland-Pfälzische Landtag berät. Dort trat im März 1793 der Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent zusammen. Es war der Höhepunkt der Mainzer Republik, die zwar nur kurz währte, immerhin aber das erste demokratische Experiment auf deutschem Boden ist. Ein kleiner Hinweis nur findet sich heute am historischen Ort, denn die Mainzer Obrigkeit ignoriert diesen Abschnitt ihrer Stadtchronik nach Kräften; die Demokratie und ihre Geschichte in Deutschland interessieren dort nicht wirklich.
So überrascht es schon ein wenig, dass Jörg Schweigards Buch, Ende 2005 erschienen, bereits jetzt ein Erfolg ist. Andererseits überrascht es auch wieder nicht: Es ist sachlich-gut geschrieben, historisch präzise und, nach den Monumentalwerken zum Thema von Heinrich Scheel und Franz Dumont, konzentriert aufs Wesentliche. Und es ist spannend. Denn der junge Stuttgarter Historiker, Jahrgang 1969, erzählt und analysiert hier eins der faszinierendsten Kapitel deutscher Geschichte. Ja, man wundert sich, warum das ZDF (Mainz!) noch keinen Film daraus gemacht hat, zumal auch dieser Stoff eine Fülle erotisch brisanter Dreiecksgeschichten bietet. Es ist die Zeit der Französischen Revolution. Im Herbst 1792, nach der Niederlage der Truppen des alten Europa bei Valmy, rückt in Mainz die Revolutionsarmee ein. Noch sind die Besatzer inspiriert von kosmopolitischen Idealen: Die Mainzer sollen selbst entscheiden, ob sie ihren getürmten Kurfürsten wiederhaben oder frei sein wollen. Im Schloss tagen bereits die heimischen Revolutionsfreunde und ein für jene Zeit unglaubliches Unternehmen nimmt seinen Lauf.
Ein Dreivierteljahr halten die Mainzer durch, dann kehrt das Fürstenheer zurück. Jörg Schweigard erzählt ausführlich auch die Vor- und die Nachgeschichte der Mainzer Republik, ihre historischen Bedingungen (der Reformkurs des Kurfürsten) und ihre Grenzen. Geschickt verknüpft er den Stoff mit Porträts der Protagonisten: Parlamentspräsident Hofmann, der Arzt Wedekind und natürlich Georg Forster, der Weltumsegler. Eine historische Studie und zugleich, mit allen Brechungen, die Biografie einer großen Stunde.“
285 Seiten, Abbildungen, Register, gebunden