Gelungene Veroperung des Romans „Der Fall Doria“
Gernsbacher Verlegerin und Autorin bei der Uraufführung in Rostock.
„Der Fall Doria“ heißt der Roman von Sophia Mott, der im Casimir Katz Verlag erschienen ist, und von Giacomo Puccini, seiner Ehefrau Elvira und deren Dienstmädchen Doria erzählt.
Es war 1809 einer der größten gesellschaftlichen Skandale in Italien: Der Selbstmord des Hausmädchens Doria Manfredi, die von der eifersüchtigen Elvira Puccini beschuldigt wurde, ein Verhältnis mit dem großen Komponisten zu haben. Ein Arzt stellte die Unberührtheit der Toten fest und Elvira Puccini wurde wegen Verleumdung in einem spektakulären Prozess zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. Später wurde, durch Puccinis Vermittlung, das Urteil in eine Geldzahlung an die Familie Manfredi umgewandelt. Wahrlich genug Stoff für einen Roman – und für eine Oper!
Das Volkstheater in Rostock hat sich mit „La Signora Doria“ an dieses Unterfangen gewagt und den Roman „veropert“. In einer Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt, stößt die Kriminalkommissarin (Renate Krößner) per Zufall auf den Fall Doria. Sie beschließt undercover, als Dienstmädchen im Hause Puccini zu ermitteln. Die Szenen, die die Kommissarin nun im Hause Puccini beobachtet, geben Sängern und Chor Gelegenheit, die Highlights aus den drei großen Puccini-Opern BOHEME, BUTTERFLY und TOSCA zu präsentieren. Geschickt werden die Texte einmal der Romanvorlage angepasst, dann wieder im Original belassen. Ist es also das Leben, das sich in Kunst verwandelt oder ist es die Kunst, die das Leben zum Drama macht? Das Fazit der Kommissarin lautet jedenfalls: „Puccini ist gefährlich.“ Und das ist seine Musik noch immer ohne Zweifel, gefährlich schön, verführerisch, berührend, überwältigend.
Transportiert wird diese Botschaft von einer glänzend aufgestellten Sängerriege. Chulhyun Kim stimmgewaltig als Rodolfo, Anna-Maria Kalesidis dramatisch sich steigernd als Elvira, Jamila Raimbekova mit innigem Sopran als Doria, dämonisch Kosma Ranuer als erster Ehemann Elviras und zugleich Scarpia. Und natürlich James J. Kee als charmanter Puccini mit schmeichelndem Tenor.
Das Orchester, unter der Leitung von Manfred Hermann Lehner, agierte spielfreudig und durch die Positionierung auf der Bühne auch in den rein orchestralen Passagen sehr präsent und klangintensiv. Die große Nähe zu den Sängern, die davor auf einer schmalen Rampe agierten, sorgte zudem in den Arien und Chorauftritten für Präzision und einen insgesamt süffigen Sound. Eine ungewöhnliche und mitreißende Klang-Perspektive in der eigens für das Sommerprogramm der Volksoper Rostock umgebauten Werfthalle 207.
Das Publikum feierte begeistert die Stars des Abends: Schauspieler und Sänger, den Dirigenten und sein Orchester, aber auch Rainer Holzapfel für Idee und Text und vor allem die Inszenierung dieser Kriminaloper. Wann bekommt man schon mal alle großen Puccini Arien und Duette, von wunderbaren Stimmen und einem grandiosen Orchester an einem Abend dargeboten? Dazu eingebettet in eine spannende, humorvolle Kriminalgeschichte. So manch ein Besucher hat dabei sicher Lust bekommen, eine der Opern mal (wieder) in Gänze zu hören oder das Buch von Sophia Mott über die tragischen Ereignisse im Hause Puccini zu lesen.
Vernissage und Buchpremiere
- Erlebnis und Mythos Schwarzwald
Vorstellung des Buches „Erlebnis Schwarzwald – Von Tal zu Tal: Auf den Spuren alter Berufe und Bräuche“ von Dieter Hund
sowie Präsentation des Kalenders 2015 „Mythos Schwarzwald“ mit Fotos von Uli und Karl Blumenthal